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Hate Speech hat Hochkonjunktur im Social Web

Hetze und Hass im Netz sind keine Ausnahme mehr. Im Gegenteil. Dieses sich ausweitende Phänomen hat einen Namen: “Hate Speech”. Wut, Neid oder Eifersucht machen die emotional geladenen Hater blind für ihre Umwelt. Doch was steckt hinter dahinter und was kann man gegen die Hater im Internet tun?

Stereotyper Hass mit Gruppendynamik

Während Cybermobbing zumeist Einzelpersonen betrifft, laut Definition über einen längeren Zeitraum stattfindet und die Person häufig den “Bullern” (so werden die Personen, die im Netz mobben, genannt) bekannt ist, geht es bei dem Internet-Phänomen “Hate Speech” um negativ-Bekundungen gegenüber “Gruppen”. Also Hass gegenüber ethnischen Gruppierungen . Das heißt, Ziel ist es, andere Menschen anzustacheln, um sie für ihre Zwecke zu rekrutieren und Hass gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen, Orientierungen oder Meinungen zu verbreiten – also Hass bei Dritten hervorrufen. Aufforderungen zu Gewalttaten und Verbrechen sind dabei keine Seltenheit. Die Hater arbeiten mit Beschimpfungen, Verachtung oder Verleumdung. Ihre Themen: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit oder Intoleranz gegen sexuelle Einstellungen.

“Hate Speech” erkennen

Unter Fachleuten unterscheidet man zwischen direktem und indirektem “Hate Speech”:

  • Direkter “Hate Speech”
    Die Pegida-Aufmärsche (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), die seit Oktober 2014 in ganz Deutschland veranstaltet werden, sind direkter “Hate Speech”. Diese Gruppen rufen zumeist über Facebook zu konkreten Handlungen auf, die oft gefährlich sind.
  • Indirekter “Hate Speech”
    “Das Asylrecht muss abgeschafft werden!” Solche Sätze, die in den Medien oder in der Öffentlichkeit auftauchen, erscheinen auf den ersten Blick weniger feindlich. Aber indirekt legitimieren und befürworten diese Äußerungen bestehenden Verhältnisse und Gewalt, so das Fazit der Amadeu Antonio Stiftung.

“Hate Speech” ist immer abhängig vom Kontext in dem die Gruppen sich äußern, darum ist nicht jede Aussage auf den ersten Blick diskriminierend. Erst, wenn die Diskriminierung gesellschaftlich anerkannt ist, funktioniert sie. Ein Beispiel der Amadeu Antonio Stiftung verdeutlicht dies gut: Wenn man in Deutschland die “Weißen” als “Kartoffel” tituliert, gilt es nicht als “Hate Speech”, weil es gesellschaftlich toleriert wird.

Kennzeichen von Hate Speech

Folgende Kennzeichen benennt die Amadeu Antonio Stiftung:

  • Gleichsetzung: “Schwarze = Afrika”
  • Verschwörungstheorien: “Es gibt einen offen einsehbaren Plan, Europa mithilfe von Migration zu islamisieren.”
  • Aussagen, die nicht der Realität entsprechen, wie: “Alle Migranten nehmen uns die Arbeit weg.”
  • Gegenüberstellung von Wir- und Ihr-Gruppen und das Konstruieren eines Handlungszwangs: “Wenn wir weitere Flüchtlinge aufnehmen, werden wir bald in Armut leben.”
  • Normalisierung von Diskriminierung: “Sie sind doch selber schuld, wenn sie so behandelt werden.”

Maßnahmen gegen Hate Speech im Social Web

“Hate Speech” ist kein juristischer Begriff und daher schwer einzuordnen. Im deutschen Gesetz wird nur zwischen zulässiger und unzulässiger Meinungsäußerung unterschieden. Eine Ausnahme bildet da die “Wunsiedel-Entscheidung“, die seit 2009 den Tatbestand der Volksverhetzung unter Strafe stellt. Das kommt dem “Hate Speech” am nächsten.

Auch die “Google”-Entscheidung zum Datenschutz und zur Informationsfreiheit aus dem Jahr 2014 ist ein Erfolg gegen “Hate Speech”. Fremdenfeindliche und böswillige Inhalte können gelöscht werden. Dadurch sind sie dann nicht mehr über Google und das Internet auffindbar.

Empfehlungen für Social Media Manager

Was kann man gegen die Hassrede tun? Das Projekt BRICkS beschäftigt sich auf EU-Ebene mit dem Phänomen und wird im kommenden Jahr Projekte in Schulen und Jugendeinrichtungen zum Thema umsetzen. Das Team der Business Academy Ruhr wird mit dabei sein.

Wer als Social Media Manager oder Community Manager Kontakt mit Hate Speech hat, sollte einige Dinge beachten – präventiv oder aktiv. Beim Round Table am Grimme-Institut sind mögliche Umgangsweisen diskutiert worden:

  • Guidelines, Netiquette oder andere Regeln zum Umgang im Netz aufstellen (ein schönes Beispiel dazu von Labello).
  • Die Hater direkt ansprechen und auf die Verstöße hinweisen.
  • Konsequent umsetzten, was man in den Regeln bei Verstößen ankündigt.
  • Präventiv eine eigene Community aufbauen, die einen im Netz unterstützt.
  • Konstruktive Diskussionen fördern.

Präventivarbeit und Aufklärung steht auch im Mittelpunkt beim Video des Litauischen Zentrums für Menschenrechte:

Fazit

“Hate Speech” oder die Hassrede ist neu und gefährlich. Experten raten zu verschiedene Strategien, dem Ganzen zu begegnen. Die acht Richtlinien für den richtigen Umgang in Communitys und sozialen Netzwerken vom Bricks-Projekt sind aus meiner Sicht ein guter Leitfaden, um als Social Media Manager oder Community Manager präventiv gegen “Hate Speech” vorzugehen. Eine ganz andere Methode wählt Martin Hoffmann. Der Social Media Chef der “Welt” begegnet wüsten Kommentaren mit Sarkasmus. Dabei agiert er nicht nur als Moderator sondern gleichzeitig auch als Diskussionsteilnehmer.

Eine weitere rigorose Strategie wäre die sofortige Löschung von Hate-Speech-Kommentaren und Diskussionen-Beiträgen. Dadurch wäre das Thema in der Regel sofort beendet. Jedoch hätte es den Nachteil, dass man möglicherweise die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der anderen User und treuen Fans einbüßt. Grundsätzlich rate ich zur Prävention. Sofern man etwas veröffentlicht, sollte man genau überlegen, ob dieser Post polarisiert und damit Hate Speech möglicherweise herausfordert. Dementsprechend bietet es sich vielleicht an, diese Beiträge erst gar zu veröffentlichen oder in einem anderen Kontext.

Hier eine Auswahl an weiteren Artikeln zum Thema “Hate Speech”: